Wir sollten bereit sein, eine aufrichtige Selbstbewertung vorzunehmen.

29. Mai 2020 Teil 7, Amritapuri - aus Ammas Botschaft während der Corona-Zeit

Die Menschen studieren Management, wissen aber nicht, wie sie sich selbst managen sollen. Die Leute erhalten MBA-Abschlüsse, um zu lernen, wie man Firmen oder Unternehmen führt. Eine Firma mit 500 Mitarbeitern zu führen bedeutet, 500 Köpfe zu führen. Und doch sind wir nicht in der Lage, unsere eigenen Gedanken und unseren eigenen Geist zu managen. So wie wir die Objekte der äusseren Welt managen, müssen wir lernen, die innere Welt und den Geist zu managen. Andernfalls kann die individuelle Persönlichkeit nur teilweise wachsen.

Die Gaben dieser Erde sollen nicht nur vom Menschen genossen werden. Alle Wesen haben ein Recht darauf. Ebenso haben auch zukünftige Generationen ein Recht darauf. Durch Selbstsucht und den Druck durch die Umstände geraten wir oft in Versuchung, uns nur für vorübergehenden Gewinn zu interessieren. Es ist wesentlich, dass wir eine solche Versuchung überwinden.

Wir müssen realisieren, dass andere den gleichen Schmerz empfinden wie wir. Wir sollten dies verstehen und versuchen, eine Haltung der Hingabe und Rücksichtnahme auf andere zu pflegen. In unserem Fall geben wir nicht gerne auf, was in unserer Hand liegt, aber gleichzeitig möchten wir alles nehmen, was wir sehen.

Wir sind wie Menschen, die im Lotto gewinnen wollen, aber keinen Lottoschein kaufen wollen. Wir wollen nicht arbeiten. Gleichzeitig berücksichtigen wir niemals andere. Und was auch immer wir bekommen, macht uns nur traurig.

Zwei Freunde waren in einem Park am Flussufer und genossen die Ruhe, als sie ein seltsames Schild bemerkten: „Topf mit unzähligen Überraschungen voraus!“ Der nächste Satz auf dem Schild war düster und geheimnisvoll: „Achtung! Wer nimmt, wird es bereuen. Wer nicht nimmt, wird es ebenfalls bereuen!“ Die beiden Freunde waren neugierig zu sehen, worum es ging, und eilten den Weg entlang.

Aber als sie die Stelle erreichten, war es bereits dunkel. Trotzdem nahm einer von ihnen eine Handvoll aus dem Topf und bündelte es in einem Tuch. Der andere Freund lehnte ab, etwas zu nehmen. Sie kamen beide nach Hause und der erste Mann öffnete sein Stoffbündel. Zu ihrem Schock und ihrer Überraschung lag dort ein Haufen Goldstaub.

„Oh nein!“ sagte der zweite Mann entsetzt. „Ich hätte etwas nehmen sollen!“
„Oh nein!“ sagte der erste Mann entsetzt. „Ich hätte mehr nehmen sollen!“

Beide waren also enttäuscht. Dies ist der Zustand des menschlichen Geistes. Ob wir etwas bekommen oder nicht, wir sind traurig. Es muss ein Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur herrschen. Aber wenn wir auch nur ein wenig geben, gibt uns die Natur hundertfach zurück. Die Menschen wissen nur, wie man nimmt und immer weiter nimmt, ohne etwas zurückzugeben. Sogar ein Regenwurm gibt etwas zurück, indem er den Boden belüftet und die Erde mit seinen Ausscheidungen düngt. Was tun wir? Wir zerstören ihn nur.

Was sollte unsere Einstellung gegenüber künftigen Generationen sein? Unser Ziel sollte nicht sein, unsere egoistischen Wünsche zu erfüllen. Wenn wir die Ressourcen der Erde so nutzen, dass sie für zukünftige Generationen noch vorhanden sind, dann können die Bedürfnisse beider Generationen befriedigt werden.

Es war einmal ein armes Kind, das jeden Tag in die Kirche ging. Ein reicher Mann sah das und fragte den Jungen: „Warum gehst du in die Kirche?“ „Ich gehe, um zu beten“, antwortete er. „All meine Freunde haben gute Schuhe. Ich habe nicht einmal ein Paar Sandalen. Ich werde Gott bitten, mir ein neues Paar Schuhe zu geben.“ Ein paar Tage später sah er den Jungen wieder. „Hast du das Paar Schuhe schon bekommen? Hör auf mit deinem dummen Gebet, Junge! Gott hat dir keine Schuhe gegeben, oder?“ „Oh, aber er hat mir Schuhe gegeben“, antwortete der Junge ruhig. „Ich sehe aber keine Schuhe an deinen Füßen“, sagte der reiche Mann. „Nein, weil Gott sie Leuten wie Ihnen gegeben hat, um sie Kindern wie mir zu geben. Aber Leute wie Sie haben sie nicht an uns weitergegeben.“

Während einerseits Reichtümer angehäuft werden, sitzen andererseits Menschen neben tiefen Gruben. Wenn die Kluft zwischen denen, die etwas haben und denen, die nichts haben größer wird, werden auch die Konflikte zwischen ihnen zunehmen. In Zukunft könnten Kriege um Reichtum, Wasser usw. geführt werden.

Jedes solches Hindernis bietet uns eine Möglichkeit, uns selbst aufzuwecken. Es ist wie mit einem neuen Haus, das an einem Platz gebaut wird, an dem ein altes Haus zu Ruinen verfallen ist. Nach den Überschwemmungen in Kerala waren die Menschen beim Bau neuer Häuser vorsichtiger. Sie haben dafür gesorgt, dass die Häuser erhöht gebaut wurden, damit bei zukünftigen Überschwemmungen kein Wasser eindringen kann.

Ebenso ist es wichtig, heute den Schutz und die Sicherheit von morgen zu gewährleisten. Ein Unglück ist wie ein Weckruf, der uns sagt, dass wir bewusster und aufmerksamer sein sollen und der uns darauf vorbereitet, gemäß dem Gebot der Stunde angemessen zu reagieren.

Dies ist die Zeit eines Erwachens. Menschen haben die Kraft, den Mut, die Güte und die Liebe in sich, um jede Katastrophe zu überwinden und zu überleben. Alles, was benötigt wird, ist aufzuwachen. Dies ist nicht die Zeit, um Angst und Enttäuschung zu erliegen. Ganz im Gegenteil – dies ist die Zeit, unsere Kräfte des Unterscheidungsvermögens und der Bewusstheit zu erwecken.

Mögen wir in der Lage sein, unsere Herzen zu öffnen und einander zu lieben und zu dienen, und unsere Pflicht gegenüber der Natur zu erfüllen. Möge Gott uns segnen, so dass diese herausfordernden Zeiten bald vorbei sind. Es ist an der Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken, welchen Pfad die Menschheit bisher beschritten hat und welchen Weg wir in Zukunft gehen wollen.

Wir sollten bereit sein, eine aufrichtige Selbstbewertung vorzunehmen. Wir sollten unsere Fehler korrigieren – sowohl in Gedanken als auch in Taten. Das kann nur jetzt, hier, in diesem gegenwärtigen Moment getan werden. Amma betet zum Paramatma, dass wir alle in der Lage sind, dies zu erreichen.