27. September 2020, Amritapuri - Auszüge aus Ammas Geburtstagsbotschaft
"Die Natur hat uns diesbezüglich (Covid, Anm.) seit geraumer Zeit viele Indikatoren geschickt", sagte Amma. "Aber der Mensch hat sich geweigert, auch nur die stärkste dieser Botschaften zu sehen, zu hören oder anzuerkennen. Die schlechten Gewohnheiten, die wir uns angeeignet haben, sind zu unserer Natur geworden. Sie haben nach und nach das menschliche Verhalten und unsere Lebensweise geprägt. Unser Ego hat es uns nicht erlaubt, uns zu ändern. Wir dachten, diese Situation würde nicht lange anhalten. Aber die Berechnungen unseres Intellekts - auch die der modernen Wissenschaft - waren falsch. Die Menschheit bleibt hilflos und schutzlos vor dem Coronavirus".
Doch Amma sagte, dass das Bedürfnis der Stunde nicht darin bestehe, Fehler zu finden oder sich schuldig zu fühlen, sondern den Müßiggang wegzuwerfen und sich mit intensiver Wachsamkeit und Mut auf eine dharmische Aktion einzulassen. Amma nannte dann sieben Leitlinien, die die Menschheit ihrer Meinung nach befolgen müsse, um voranzukommen:
1. Halten Sie Körper und Geist so weit wie möglich unter Kontrolle.
2. Behalten Sie eine regelmässige spirituelle Praxis bei, zumindest in geringem Masse.
3. Machen Sie den Schutz der Natur zu einem Teil Ihrer täglichen Routine.
4. Erniedrigen Sie die Kräfte der Natur nicht und betrachten Sie sie nicht als minderwertig.
5. Sehen Sie das Leben aus einer breiteren Perspektive.
6. Schaffen Sie ein Gleichgewicht zwischen Ihren egoistischen und selbstlosen Interessen.
7. Erkennen Sie die von Gott, der höchsten Autorität, gesetzten universellen Gesetze an und befolgen Sie sie.
Eine weitere Erklärung für den Egoismus des Menschen, sagte Amma: "Es gibt einen allgemeinen Satz für Wegwerfprodukte: 'Benutzen und wegwerfen'. Tatsächlich beschreibt dieser Begriff die Zeit, in der wir heute leben. Es ist die Haltung, die in der Gesellschaft vorherrscht, sei es in Bezug auf Dinge, die wir kaufen, die Natur oder unsere Beziehungen. Diese Haltung ist aus Egoismus geboren. Egoismus ist wie eine Autoimmunkrankheit, bei der unsere Zellen unseren eigenen Körper angreifen und zerstören. Unsere Fähigkeit, die Gefühle und Rechte anderer zu berücksichtigen, wird zerstört. Die Menschen haben begonnen, keine Reue mehr zu empfinden, wenn es darum geht, ihren Nachbarn oder der Natur zu ihrem persönlichen Vorteil zu schaden. Ein solcher unrechtmässig erlangter Gewinn wird jedoch niemals jemandem zugute kommen.
Amma stellte klar, dass COVID keine Strafe der Natur ist, sondern eine Warnung, um der Menschheit zu helfen, ihr Verhalten zu korrigieren. "Wir mögen das Gefühl haben, dass solche Krisenzeiten eine Form der Bestrafung durch die Natur sind", sagte sie. "Aber nehmen Sie es nicht so hin. Betrachten Sie es als einen Klärungsaufruf der Natur an uns, uns zu bessern. Betrachten Sie es als eine Schockbehandlung von Gott oder der Natur, um uns daran zu hindern, Schlimmeres zu tun. Sowohl Mutter Erde als auch Mutter Natur werden als Vorbilder der Geduld betrachtet. Der Mensch hat diese Geduld jedoch als eine Lizenz zur Begehung aller möglichen Gräueltaten verstanden. Es ist an der Zeit, diesen Fehler zu korrigieren."
Amma schloss ihren Vortrag mit der Betonung der Notwendigkeit des Mitgefühls. "Der Duft einer Blume reist nur in die Richtung des Windes. Doch der Duft der Güte reist gleichermassen in alle Richtungen. Vielleicht können wir nicht jedem auf dieser Welt helfen. Aber wenn wir in der Lage sind, unser Mitgefühl einigen wenigen Menschen um uns herum auszudrücken, werden sie es weitergeben, und sehr bald wird es sich wie die Glieder einer Kette ausbreiten. Dieses Karuna-Virus [Virus des Mitgefühls], das das Coronavirus besiegen kann, ist das, was sich heute auf der ganzen Welt verbreiten sollte".